Das Rad meiner Erkenntnis

Auf der Suche meinen Weg zu finden, geriet ich vor einiger Zeit, wie so oft, in eine Fantasiewelt, wo ich mich in Stationen verlor und am Ende wie gerädert war.

Rad der Erkenntnis


In meinem folgenden Gedankenkarussell suchte ich daher bereits 2006 die Verbindung zwischen den vier buddhistischen Wahrheiten
– Ursache,
– Bewusstwerdung,
– Ausübung und
– Beendigung des Leidens
anhand des achtspeichigen „Rad der Tugenden“

und Hildegard von Bingen´s vier Bereichen
– göttlich,
– kosmisch,
– körperlich und
– seelisch,
die auf dem Weg zur Heilung nur gleichzeitig zu vollziehen sind.

Fragt mich nicht woher ich die Überschriften habe, waren es doch Titel für ein spielerisches Projekt, welches ich damals erstellte.

  1. Sina

    Sei gegrüßt, nimm Platz in diesem Reich der Mitte. Schau dich um und entdecke die von hier aus weiterführenden rechten Wege der Einsicht, des Denkens, des Handelns, des Redens, der Lebensweise, des Strebens und der inneren wie äußeren Achtsamkeit.

    Entdecke die Vielfalt deiner Möglichkeiten und Schönheiten, die dir ab jetzt geboten werden, wenn du nun bewusster weiter ziehst.

  2. Baraka – Box des Segens

    Du bist weit gereist, Fremder und hast bereits viel gesehen auf deinen Wegen, doch eine, in der Luft hängende, Box hast du noch nie gesehen. Du entdeckst auf jeder Fläche eine Inschrift:

    AUDITUS (Hören)
    SENTIRE (Fühlen)
    PROVISUS (Sehen)
    ODORATUS (Riechen)
    GUSTUS (Schmecken)
    AEQUILIBRITAS (Gleichgewicht)

    Dir wird in diesem Moment bewusst mit all diesen Sinnen gesegnet zu sein und bist dankbar und glücklich.

    Intuitiv blickst du auf den Boden unter der Box und entdeckst plötzlich eine kleine Schmuckschatulle im Gras. Auch hier findest du auf einer kleinen goldenen Plakette eine Inschrift: Johann Wolfgang von Goethe.

    Verwundert öffnest du das Kästchen und findest eine kleine Notiz: Wie viele Freuden werden zertreten, weil die Menschen meist nur in die Höhe gucken und, was zu ihren Füßen liegt, nicht achten.

    Du nickst bestätigend und legst die Schatulle mit der Notiz wieder zurück an ihren Platz, in der Hoffnung, dass noch viele diesen Ort hier finden und sich auch dessen bewusst werden, was sie haben und sich glücklich schätzen können.

  3. Samsara

    Dieser Ort ist nichts für dich, wenn du nur das siehst, was du siehst.

    Das, was dir gerade geschieht, verletzt dich? Schau genauer hin oder nimm Abstand und betrachte die Situation aus mehreren Blickwinkeln, denn selbst William Shakespeare fand heraus: Es ist ein Geist des Guten in dem Übel, zög´ ihn der Mensch nur achtsam da heraus!

    Diese Wiese symbolisiert den immerwährenden Zyklus des Seins, den Kreislauf von Werden (Frühling), Wachsen (Sommer), Vergehen (Herbst), Verharren (Winter).

  4. Quelle der Wahrheit

    Achtung! Trinke dieses Wasser nicht, wenn du dir manches Mal selbst in die Tasche lügst, geschweige denn anderen etwas vorgaukelst, was du dir wohl wünscht zu sein, doch noch einige Kreuzungen im Leben überwinden musst um dort hinzugelangen, wo du glaubst, schon zu sein.

    Bist du jedoch bereit der Wahrheit ins Auge zu blicken und dich mutig und stark genug fühlst dich dieser Herausforderung zu stellen, dann genieße diese zarte Süße der klaren kühlen Erfrischung.

  5. Rad des Schicksals

    Nimm Platz mein Freund, verweile ein wenig an diesem ruhigen Ort, doch sei wachsam, unaufhörlich drehe ich hier meine Runden, verschließe dich nicht, sieh´ hin und höre mir zu.

  6. Lumbini

    Diesen Pfad der äußeren Achtsamkeit hast du erreicht und fragst dich wohin er führen mag. Schau hin, was siehst du? Eine Lotusblüte? Ich gebe dir einen Tipp, den ich selbst von Antoine de Saint-Exupéry angenommen habe: Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.

    Was siehst du jetzt? Umgibt dich weiterhin die Dunkelheit der Ratlosigkeit? Nun, dann wandere zurück im Bestreben diesen Zustand zu erhellen. Oder siehst du die einzelnen Blütenblätter leuchten, spürst wie dich das Licht derer einfängt?

    Dann gratuliere ich dir und den Menschen, die dir begegnen werden, denn du wirst ihnen zeigen, wenn sie es denn wollen, wie schön es sein kann zu leben.

  7. Cella Vinaria

    In diesem einzigartigem Weinkeller lagern exzellente Weine für besondere Anlässe von ausgesuchten Winzern. Jeder Tropfen verspricht einen wahren Genuss, doch Vorsicht ist auch hier geboten, zu viel des Guten verträgst auch du nicht.

    Sei dir der Worte In vino veritas (Im Wein liegt die Wahrheit) stets bewusst und genieße.

  8. Panta Rhei

    Ist es der Rausch des Weines, der durch dich fließt? Oder ist es die Erkenntnis, ähnlich Heraklit, die du auf diesem Pfad der Einsicht gewonnen hast?

    Wie einst Laotse sprach: Das Bleibende zu erkennen bedeutet Einsicht. Das Ewige zu erkennen klärt den Sinn., wirst auch du nun wieder hinabsteigen in unbekannte Gebiete, mit der Gewissheit, dass die Wogen des Lebens dich tragen werden.

  9. Yum Kaax

    Ich wache hier über die ungezähmte Natur, die Pflanzen und Tiere. Achte sie und du wirst reich belohnt.

    Doch Vorsicht! Handelst du rücksichtslos und unbedacht, wirst du am eigenen Leibe erleben, welch´ Konsequenz´ es hat, dein eigennütziges Streben.

  10. Eleaten

    Dieser Pfad führt zu den Schulen der Wahrheiten, wo dir gelehrt wird die gegebenen Dinge zu bedenken und selbst erkennen zu wollen. Selbst Ernst R. Hauschka fragte sich: Was nützt es dem Menschen, wenn er Lesen und Schreiben gelernt hat, aber das Denken anderen überlässt?

    Wirst du verweilen oder magst du lieber weiterziehen in dem Bewusstsein, dass sich nichts ändern wird, wenn du dein Denken und Verhalten nicht änderst?

  11. Bay of Harmony

    Aloha – Hörst du das Rauschen des Meeres? Spürst du den warmen Sand unter deinen Füßen? Schmeckst du das Salz auf deinen Lippen? – schließe deine Augen und genieße den Moment, und sei er auch noch so kurz, das ist die Kunst des Lebens, der Freude, der Harmonie.

  12. Doxa

    Gib acht, dieser Pfad führt dich in eine dir unbekannte Welt, wenn du denkst, dass dein Alltag so ist, wie er ist. Es ist lediglich eine Scheinwelt, die dir vorgegaukelt wird.

    Sieh´ selbst hin und geh dann deine eigenen Wege. Selbst Bettina von Arnim hat erkannt: Wer wagt selbst zu denken, der wird auch selber handeln.

  13. Aletheia

    Ich freue mich dich zu sehen und gratuliere dir diesen nicht einfach zu bewältigenden Pfad gegangen zu sein. Wie ich sehe, sind Demokrit´s Worte: Mut steht am Anfang des Handelns, Glück am Ende. keine unbekannten für dich.

    Nun stehst du hier am Ort der Wahrheit und die Wahrheit ist, ich kann dir nicht sagen wohin der Weg führt, außer, dass alles ist, wie es ist und wenn es nicht so ist, dass es auch nicht sein wird, weil, wenn nichts ist, kann es auch nicht sein, doch was nicht ist, kann noch werden.

    Daher verliere nie den Mut auf deinem Lebensweg und die Gewissheit, dass das Glück dich stets begleitet.

  14. Vac

    Hier triffst du auf den Schatten, der deine Worte wirft. Wird es ein erfrischender Schutz sein, in der Wüste voller brennender Sandkörner belangloser Floskeln? Oder gleicht er einem stummen Gesellen, der dich begleitet und dir eine Taten folgende Hilfe sein wird?

    Selbst William Shakespeare hat erfahren, dass: Wenn alle Menschen nur dann redeten, wenn sie etwas zu sagen haben, würden sie bald den Gebrauch der Sprache verlieren.

  15. Die vier Säulen der Weisheit

    Du stehst vor einem tempelähnlichen Gebäude in Fels gemeißelt und fragst dich welch` Schätze sich wohl im Inneren verbergen. Das Geheimnis liegt im Offensichtlichen!

    Nutze die Kraft der Elemente, gib deinen Mitmenschen Sensibilität, Mitgefühl, Stabilität und Mut mit auf ihren Weg und es wird ein leichtes für dich sein unüberwindbare Hürden zu bewältigen.

    Doch wirst du diesen Rat nicht befolgen, kann es geschehen öfters vor geschlossenen Türen zu stehen als dir lieb ist.

  16. Netz der Befangenheit

    Du stehst vor einem riesigen Spinnweben und bekommst auf Anhieb Beklemmungen. Deine Furcht lähmt dich deinen Weg fortzuführen und du schaust dich ängstlich um, in der Erwartung einer bevorstehenden, für dich ungünstigen Begegnung besonderer Art.

    Du siehst nicht den kleinen glitzernden Stein vor dir, der dieses holografische Gebilde erzeugt. Denk dran: Mancher Weg wird durch die eigenen Gedanken versperrt. Es ist niemals so schlimm, wie unsere Fantasie es uns glauben lassen will.

  17. Die Grotte des Tumalin

    Hinein geschwind, denn sich in die Tiefen scheinbaren Abgrunds zu begeben ist tapfer und zeugt von Urvertrauen. Recht wirst du behalten, denn durch dieses umliegende glitzernde Gestein wirst du geheilt von all den schädlichen Strahlen, die dich umgeben und du spürst eine noch nie erlebte harmonische Einheit von Körper, Geist und Seele.

    Auf einem der Steine siehst du etwas eingeritzt: Wem zu glauben ist, redlicher Freund, das kann ich dir sagen: Glaube dem Leben; es lehrt besser als Redner und Buch. und beginnst zu lachen. Ja, sogar Wilhelm Busch war schon hier.

Rapa Nui oder soll ich sagen Willkommen am Nabel der Welt?

Hier scheinen die Dinge verwirrend zu sein, dir wird schwindelig von all den einstürzenden Erkenntnissen, dass alles, was war, noch sein wird, dass der Tod die Geburt ist, dass oben gleich unten ist, dass dir rechts wie links vorkommt, dass das Dunkle hell wird, die Schatten Lichter werfen.

Du bist ans Ende deines Ziels angekommen und doch beginnst du nun erst deine Reise zum Anfang deines Ziels. Nur gib acht auf dich und denke an die Worte Mahatma Gandhi`s: Es gibt Wichtigeres im Leben, als beständig dessen Geschwindigkeit zu erhöhen.

Mögen wir abschließend unsere Erkenntnis besiegeln. – Mahamudra, wie das Sanskrit im tibetanischen Buddhismus heißt.

Du willst es wissen, scheint mir, laaach. Doch auf diesem Pfad des Strebens ist es wichtig, dass du dir nicht zwanghaft Wissen aneignest, ohne danach zu handeln.

Wissen ist Macht meinen viele zu denken, doch wenn du nichts weißt, macht das auch nichts.

Was ist denn Wissen überhaupt? Gedanken, die jemand zu seiner Zeit hatte, Lösungen, die derjenige für seine Fragen gefunden hat und die viele sich zu ihren eigenen auserkoren haben.

Was weißt du denn schon? Nichts, genau wie ich, denn solange wir nur nach dem Streben, was wir nicht haben und blind sind zu sehen, was wir bereits wissen oder fehlgeleitet werden, was wir alles wissen sollten, werden wir abgelenkt vom eigentlichen Wissen des Augenblicks.

Daher lege ich dir die Worte von Buddha nahe: Alles Geschaffene ist vergänglich. Strebt weiter, bemüht euch, unablässig achtsam zu sein., und lerne zu lernen!

Dann erst weißt du, dass du nichts weißt.